Horn und Feuerglocke erklingen

Licher Wehr lädt zur feierlichen Fahnen-Übergabe ein – »Geschichte zum Anfassen«

Lich. Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lich im Jahre 1876 wurde die Brandbekämpfung in der einstigen Residenzstadt erstmals in »professionelle« Hände gelegt. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Licher Wehr stiftete Fürst Carl zu Solms-Hohensolms-Lich am 2. September 1906 eine »prachtvolle Standarte«, wie es in der Chronik heißt. Noch am selben Tage wurde diese geweiht. Jetzt kehrte das gute Stück nach aufwendiger Restaurierung erneut nach Lich zurück und soll am 27. August anlässlich eines ökumenischen Gottesdienstes feierlich übergeben werden. Die Tradition der ahnenweihe reicht bis ins Mittelalter zurück. Später sollte sie der Fahne ihre Kraft geben und damit dem Verein, der sie besitzt, Glück bringen. Noch heute ist die Fahne der Stolz des Vereins und wird bei Umzügen stets vorangetragen. Allerdings: Am Begriff der Fahnenweihe scheiden sich heutzutage die Geister, da dieser ursprünglich aus dem Militär-Jargon stammt. So hat man sich in Lich auf eine feierliche Präsentation im Rahmen eines Gottesdienstes geeinigt, die einer Fahnenweihe gleichkommt und fraglos ein besonders freudiges Ereignis für den Verein darstellt. Bereits vor der offiziellen Gründung der Freiwilligen Feuerwehr war in Lich der Brandschutz organisiert. So hielt der Türmer im Stadtturm Ausschau nach Bränden in der Altstadt und blies bei entsprechender Sichtung der Bevölkerung ein Warnsignal oder läutete die »Feuerglocke«. Durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lich im Jahr 1876 konnte erstmals gezielt und eingeübt gegen Brände vorgegangen werden. Mit ihren 147 Jahren ist die Licher Wehr damit eine der ältesten im Landkreis Gießen.

Nicht nur der allseits bekannte Feuerwehroldtimer, der bei Veranstaltungen stets ein Besuchermagnet ist, auch die stolze Feuerwehrfahne sollen diese lange Historie heute noch erlebbar machen. »Wir wissen um unsere Tradition und verfügen glücklicherweise noch über einige Schätze – echte Geschichte zum Anfassen«, erläutert Florian Stein. Für den Vorsitzenden des Feuerwehrvereins ist das »Privileg und Verpflichtung zugleich«. »Wir wollen dies auch nachfolgenden Generationen zugänglich machen«, so Stein. Deshalb habe sich der Vereinsvorstand für die Restaurierung der Fahne entschieden und sei dabei dankenswerter Weise auch von Sponsoren unterstützt worden. Die historische Fahne besticht durch ihre besondere Verarbeitung und die hochwertigen Materialien. Dennoch nagte der Zahn der Zeit auch an diesem prunkvollen Stück und 117 Jahre hinterließen sichtbare Spuren. Mit der Firma »Fahnen Kössinger« aus Schierling in Bayern habe man ein erfahrenes Unternehmen in Sachen Fahnenrestauration ausfindig machen können, schildert Stein. Die Lederarbeiten seien durch die Licher Firma »Valder-wohnen« übernommen worden. »Wir sind froh, zwei erfahrene Partner auf dem Gebiet der Restaurierung für das Vorhaben gewonnen zu haben. Nachdem wir unsere Fahne präsentiert hatten, war die Begeisterung für das Vorhaben allenthalben spürbar«, berichtet Florian Stein weiter. Am Sonntag, 27. August, soll nun die in frischem Glanz erstrahlende Fahne der Licher Wehr im Zuge eines ökumenischen Gottesdienstes in der Licher Marienstiftskirche (Beginn: 10.30 Uhr) feierlich präsentiert werden. Pfarrerin Sylvia Grohmann von der evangelischen Marienstiftsgemeinde und Pfarrer Martin Sahm von der katholischen Pfarrei St. Paulus in Lich, werden den Gottesdienst gemeinsam gestalten. Im Anschluss dürfen sich die Besucher auf den Licher »Türmer« freuen, der hoch über der Stadt auf dem »längsten Licher« Ausschau nach Bränden in der Altstadt halten und eine Nachbildung des historischen Feuerhorns erklingen lassen wird. In Szene gesetzt werden kann das Schauspiel durch die Unterstützung der Licher Turmfreunde und des Heimatkundlichen Arbeitskreises. Auch die Feuerglocke im Dachstuhl des Stadtturms aus dem Jahre 1755 wird zur Feier des Tages zu hören sein. Die Bevölkerung ist herzlich zum ökumenischen Gottesdienst mit anschließender Spendenübergabe eingeladen. Die Sparkassenstiftung unterstützt die Restaurierung der historischen Fahne mit 3.000 EUR.

VON KLAUS KÄCHLER

Horn und Feuerglocke erklingen

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