Freiwillige Feuerwehr Lich

Geschichte des Löschwesens in der Licher Kernstadt

Nach Jahren zusammengefasst finden Sie auf dieser Seite eine Zusammenfassung der Chronik der Licher Feuerwehr.

1500 bis 1875

Frühe Einrichtung von Feuerwachen in Lich

Wie alten Urkunden und Überlieferungen zu entnehmen ist, musste das Feuerlöschwesen in unserer Stadt schon früh organisiert werden, denn im Mittelalter entwickelte sich das Dorf Lich zu einer Festung, in der die Gebäude recht eng beieinander standen und durch Aufbau und Tätigkeit von Handwerk und Handel oft Gefahren für die Bürger heraufbeschworen. Man richtete Feuerwachen ein, die nachts durch die engen Gassen patrouillierten oder im Rathaus oder in besonderen Wachstuben stationiert waren. Als um das Jahr 1500 der knapp 50m hohe Festungsturm, das Licher Wahrzeichen, errichtet wurde, bestimmte man ihn als Ort der Wache und des Ausgucks, zumal die Stadt damals einen ständigen Turmwächter verpflichtet hatte. Bemerkte der Turmwächter einen Brand, so alarmierte er die Bevölkerung durch ein Signal und gab durch ein Sprachrohr die Lage des Brandherdes bekannt. Mittels einer roten Feuerfahne oder einer roten Laterne zeigte er gleichzeitig die Richtung der Brandstätte an. In späteren Jahren wurde das Signal durch das Läuten der Feuerglocke ersetzt.

 

Standesherrliche Maßnahmen zur Feuerverhütung und Brandbekämpfung

Die Zunahme der Brandkatastrophen, die meistens viel Not und Elend über die Stadtbewohner brachten, veranlassten auch die Standesherren, sich mit Maßnahmen zur Feuerverhütung und der Brandbekämpfung zu befassen. In einfachen, für die heutige Zeit fast unverständlich klingenden Verordnungen versuchte man eine Art Feuerlöschordnung aufzubauen. Feuerrotten mussten gebildet werden, und es gehörte zu den Aufgaben der Gemeinde, auch Spritzen anzuschaffen. Die Aufsicht über die Feuerwache und über das damalige‘ gesamte Feuerlöschwesen oblag dem Stadtschultheißen, der zu seiner Unterstützung auch den Stadthauptmann heranzog. Während in frühester Zeit die Brandbekämpfung durch die gegenseitige Hilfe der Stadtbewohner recht primitiv ausgeübt wurde, konnten jetzt die Feuerrotte und die Spritze zu einer wirkungsvolleren Brandbekämpfung eingesetzt werden. So wird um das Jahr 1750 von zwei städtischen Feuerrotten berichtet, die bereits mit je einer Spritze, zwei Feuerleitern, drei Feuerhaken und 18 Feuereimern ausgestattet waren. Diese Feuerrotten dürften wohl als Vorläufer unserer heutigen Feuerwehr anzusehen sein.

 

Von besonderer Bedeutung ist eine im Jahr 1767 erlassene Feuerordnung, die umfassende Bestimmungen über den damaligen baulichen Brandschutz und über die Brandbekämpfung enthielt. So wurde die Errichtung von Stroh- und Schindeldächern verboten. Alle Schornsteine und Kamine mussten jährlich zweimal auf Feuersicherheit überprüft werden. Die Aufbewahrung von feuerfangenden Waren in unmittelbarer Nähe von Schornsteinen und Kaminen wurde untersagt. Selbst das Tabakrauchen in den Kammern, wo Betten standen, auf den Straßen und Höfen, wo sich Miststätten befanden, in Ställen, Scheunen und Heuböden war verboten. Es wurde in dieser Feuerordnung auch verfügt, dass in allen Haupt- und ansehnlichen Städten Feuerspritzen anzuschaffen waren. Dem Spritzenmeister wurde auferlegt, die Spritze alle Vierteljahr auszuprobieren und die ordnungsgemäße Pflege der Lederschläuche und der sonstigen Geräte zu überwachen.

 

Mit dem Zeitalter der Industrialisierung und der dadurch bedingten Umschichtung in der Bevölkerung vernachlässigten viele Bürger jedoch ihre Pflichten oder versuchten diese auf andere abzuwälzen. Das bisherige System der Pflichtfeuerwehr zeigte dadurch erhebliche Mängel. Auch fehlte es oft an einer zielbewussten Leitung. Es war daher nur eine Frage der Zeit, wie lange die Feuerwehr des alten Systems noch bestehen sollte.

1876 bis 1945

Freiwillige Feuerwehr seit 1876

Es gab zur damaligen Zeit auch verantwortungsbewusste Männer, die den Gedanken einer guten, einsatzfähigen Feuerwehr erkannten. Diese Männer finden wir vielfach in den Reihen der Turner, und es ist kein Zufall, dass auch die Freiwillige Feuerwehr Lich aus dem Turnverein hervorgegangen ist. Bereits im Jahre 1868 wurden Anregungen für die Bildung einer freiwilligen Feuerwehr gegeben, die jedoch erst acht Jahre später verwirklicht werden konnten.

So beschloss die Generalversammlung des Turnvereins am 25. November 1876, eine Liste zur Einzeichnung in der Bevölkerung herumzureichen, um auch andere, dem Turnverein nicht angehörende Bürger für die neue, freiwillige Aufgabe zu gewinnen. Unter der Obhut von Alexander Sartorius entstand nun in unserer Stadt die Freiwillige Feuerwehr. Wohldurchdacht und unter Mitwirkung des Stadtvorstandes wurden Satzungen vorbereitet, die in einer Versammlung am 31. Dezember 1876 zum Beschluss erhoben wurden. Dieser Tag muss als der eigentliche Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr angesehen werden. Die Zahl der Gründer betrug 48, die Mitgliederzahl erhöhte sich von Jahr zu Jahr, ein Zeichen, dass der Gedanke der Freiwilligkeit auf recht fruchtbaren Boden gefallen war. Der zu gleicher Zeit gebildete erste Vorstand hatte folgende Zusammensetzung:


  • Kommandant: Karl Schön (Baumeister)
  • Kommandant: Alexander Sartorius (Kaufmann)
  • Schriftführer: K. Wimmenauer (Forstrat)
  • Rechner: Heinrich Zimmer (Kaufmann)
  • Beisitzer: Bürgermeister Jhring
  • Dr. med. Johs. Jhring
  • Georg Förster, Johann Kämmerer, Stephan Oßwald
  • Heinrich Keck, Karl Schwenk, Wilhelm Langsdorf

Spontan waren auch die finanziellen Opfer, die von den Gründern und Mitgliedern erbracht wurden, denn neue Uniformen und ein Teil der Ausrüstung der neuen Wehr mussten selbst beschafft werden. Nach den „Statuten der freiwilligen Feuerwehr zu Lich, nebst Dienstordnung und Dienstinstruction“, die am 23. Juni 1877 von dem großherzoglichen Kreisamt Gießen genehmigt wurden, unterzogen sich die ordentlichen Mitglieder der Wehr einer militärischen Organisation und einer einfachen Uniformierung, bestehend aus Messinghelm, Bluse und Gurte, wobei die Bluse von jedem Feuerwehrmann selbst zu stellen war. In den Protokollen über die Versammlungen und Vorstandssitzungen der neuen Wehr ist zu lesen, dass die Wehrmänner mit Begeisterung und Hingabe den übernommenen Pflichten nachkamen. Eine edle Kameradschaft zeichnete die Gründer aus. Sie kannten keinen Kastengeist und keinen Standesdünkel. Kameraden in des Wortes wahrstem Sinne wollten sie sein, und sie waren es auch. Eine große Opferfreudigkeit konnte unter Beweis gestellt werden. Am 6. Februar 1877 gab das Vorstandsmitglied Heinrich Jhring der Wehr ein Darlehen von 300 Mark auf unbestimmte Zeit und das Vorstandsmitglied Heinrich Zimmer VII. in gleicher Weise 200 Mark. Am 10. Dezember 1877 gab der Vorsitzende Alexander Sartorius 200 Mark als Geschenk und 450 Mark als unverzinsliches Darlehen, die zur Anschaffung eines Gerätewagens mit Wasserbehälter bestimmt waren. Eine strenge Disziplin beweist die Vorstandssitzung vom 14. Juni 1877, als ein Mitglied wegen wiederholter Widersätzlichkeit gegen die Befehle seiner Vorgesetzten aus dem Corps ausgeschlossen wurde. Eine hohe Auffassung vom Zweck der Wehr kommt dadurch zum Ausdruck, dass in den Protokollen mehrfach festgelegt ist: „Die Feuerwehr beteiligt sich offiziell an keinen-Vereinsfestlichkeiten“, sie nimmt auch Abstand von jeglicher politischen Betätigung.


Licher Rathaus

Zur Zeit der Gründung der Wehr befanden sich die Löschgeräte noch im Erdgeschoß des Rathauses. Es konnte damals folgendes Inventar übernommen werden: 2 Spritzen mit Laternen, 1 Handfeuerspritze, 26 lederne Feuereimer, 344 blecherne Feuereimer, 6 Schläuche, 7 Feuerleitern, 6 Feuerhaken und 2 Halteketten. Laufend erfolgte die Ergänzung und Modernisierung des Geräteparkes, nachdem auch der Stadtvorstand von der Leistungsfähigkeit der jungen Wehr überzeugt war. Selbst die Bürgerschaft stellte durch freiwillige Spenden ihre Opferbereitschaft unter Beweis. So konnte im Jahre 1877 bereits eine Abprotzspritze angeschafft werden. Diese war damals das modernste Gerät der Wehr und kostete 1.810 Mark. Zu ihrer Anschaffung leistete auch der hessische Staat einen Zuschuss von 500 Mark.

Unermüdlich arbeitete die Wehr weiter an der Vervollkommnung ihrer Ausrüstung. Im Jahre 1878 wurde der Wehr ein Gerätewagen übergeben, und am 15. November 1879 beschloss man die Anschaffung eines Rettungssackes. Den nächsten Zuwachs an Geräten konnte die Wehr dann im Jahre 1905 verzeichnen, als eine 10 Meter hohe mechanische Leiter von der Firma Magirus erworben wurde. Die gleiche Firma lieferte auch um die Jahreswende 1921/22 eine Saug- und Druckspritze, die seinerzeit 20.000 Papiermark kostete. 1925 wurde der Gerätepark um einen Hydrantenwagen erweitert. Alle diese Geräte hatten eine lange Lebensdauer, mussten aber im Zeitalter der Motorisierung der Feuerwehren nach und nach außer Dienst gestellt werden.

Da die Räumlichkeiten zur Unterbringung der Geräte im Rathaus mit der Zeit zu klein wurden, beschloss die Stadt Lich, in der Oberstadt ein neues Gerätehaus zu errichten, das im Jahre 1907 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Die neugegründete Wehr musste ihr Können erstmals im Jahre 1882 unter Beweis stellen, als eine Scheune in der Kirchhofsgasse abbrannte und ein Brand die Töpferei am Obertor einäscherte. Weitere Einsätze waren in den Jahren 1885, 1888, 1890 und 1893 zu verzeichnen. Während des ersten Weltkrieges eilten viele Wehrmänner zu den Waffen, und ältere Bürger mussten die Lücken schließen. Erfreulicherweise kam es während dieser Zeit zu keinen größeren Bränden innerhalb unserer Stadt.

Erst das Jahr 1920 sollte die Schlagkraft der Wehr wieder auf eine harte Probe stellen. Am 11. Oktober 1920 brach in der Ziegelei in der Wallstraße ein Großbrand aus, der trotz des aufopferungsvollen Einsatzes der Löschmannschaften das ganze Anwesen einäscherte. In den folgenden Jahren wurde die Wehr zur Bekämpfung von größeren Bränden in der Brauerei, in der Oberstadt und auf dem Hofgut Kolnhausen eingesetzt.

Im Jahre 1923 wurde durch den Vorstand der Wehr und unter Mitwirkung der Stadt Lich eine Freiwillige Sanitätskolonne gegründet. Die ersten Mittel, die zur Ausrüstung dieser Kolonne nötig waren, wurden durch eine Wohltätigkeitsveranstaltung der Freiwilligen Feuerwehr Lich aufgebracht. Auf Anordnung der Reichsregierung musste diese Sanitätskolonne im Jahre 1935 dem Roten Kreuz unterstellt werden. Bei der Errichtung des Kindergartens im Jahre 1928 wurden der Wehr weitere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

 
Weitere Räume im Kindergarten „Oberstadt“
Das erste Feuerwehrgerätehaus, heute JUZ
Gründung einer Musikkapelle

1925 gründete die Wehr eine eigene Musikkapelle, wozu die Mittel zum Teil durch Spenden der Bürgerschaft zur Verfügung gestellt wurden. Diese Kapelle trat zum ersten Mal am 50jährigen Jubiläum der Wehr an die Öffentlichkeit. Sie konnte trotz zahlreicher Schwierigkeiten ihre musikalische Arbeit bis zum Jahre 2012 fortsetzen.


Erste Motorspritze 1933

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der ersten Hälfte der 30er Jahre und der zunehmenden Erweiterung der Stadt Lich wurden auch die Brandgefahren größer. Ebenfalls fand die Motorisierung Einzug bei den Feuerwehren. So erhielt die Wehr im Jahre 1933 die erste Motorspritze. Es war eine tragbare Spritze, Marke „Flader“. Sie kostete 3.079,– RM. Eine freiwillige Sammlung unter der Bevölkerung erbrachte einen Betrag von 1.039,– RM, den Rest zahlte die Stadt und die Brandversicherungskammer. Eine weitere Motorspritze, Fabrikat „Bachert“, folgte im Jahre 1938. Durch die Anschaffung dieser beiden Motorspritzen bekam die Leistungsfähigkeit der Wehr einen wesentlichen Auftrieb. Das Jahr 1938 brachte auch eine Neuorganisation des Feuerlöschwesens innerhalb des Landkreises Gießen. Es wurden acht Löschbezirke gebildet, von denen der Bezirk VI – Lich – der größte war. Da die beiden Motorspritzen keine Zugfahrzeuge besaßen, wurde seitens des Kreises ein Vorspannwagen gestellt, dem im Jahre 1942 ein leichtes Löschgruppenfahrzeug folgte. Damit war der erste Schritt zur Umstellung der handgezogenen bzw. pferdebespannten Löschgeräte auf motorisierte Löschgruppen getan. Eine große Unterbrechung erfuhr die freiwillige Mitarbeit in der Wehr durch das diktatorische und militärische System in den Jahren vor und während des zweiten Weltkrieges, insbesondere durch den Erlass des damaligen Reichsinnenministers, der die Freiwillige Feuerwehr als „Feuerlöschpolizei“ direkt der Ortspolizei miterstellte. Trotzdem fanden sich damals Männer bereit, unter erschwerten Bedingungen die Freiwillige Feuerwehr Lich aufrecht zu erhalten. Im Verlaufe des zweiten Weltkrieges musste ein großer Teil der ausgebildeten Kameraden den blauen mit dem grauen Rock tauschen, und ältere Bürger, aber auch männliche und weibliche Jugendliche wurden zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Zu größeren Einsätzen innerhalb unseres Stadtgebietes ist es jedoch während des Krieges nicht gekommen. Hart traf es allerdings diejenigen Angehörigen der Wehr, die der motorisierten Einsatzgruppe Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8) der damaligen LS-Feuerwehr zugeteilt waren. In zahlreichen Einsätzen in Frankfurt am Main, Offenbach, Kassel, Gießen und anderen Orten wurde von den Männern ein selbstloser Einsatz bis an die Leistungsgrenze verlangt. In den sinnlos zerbombten Städten und in den Feuerstürmen der großen Flächenbrände lernten diese Männer die ungeheure Macht des Feuers kennen. Mit dem Zusammenbruch im Jahre 1945 endete zunächst auch die Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Lich.


Anbau eines Schlauchturmes
1945 bis 1983

Neubeginn nach dem Zusammenbruch

Nachdem sich nach einer kurzen Übergangszeit das Gemeinschaftsleben auf der gemeindlichen Ebene wieder etablierte, konnte bald mit dem Neuaufbau der Freiwilligen Feuerwehr Lich begonnen werden. Zahlreiche Männer, die in den vergangenen Jahren der Feuerwehr die Treue gehalten hatten, stellten sich weiter zur Verfügung. So konnte bereits am 15. Juli 1945 mit Genehmigung der amerikanischen Besatzungsmacht der Übungsbetrieb unter der Leitung des damaligen Wehrführers Karl Ludwig Eise wieder aufgenommen werden. Durch den Zugang von weiteren Jugendlichen erreichte die Wehr im Jahre 1950 einen aktiven Bestand von über 100 Wehrmännern. Diese Zahl nahm in den folgenden Jahren wieder ab, zumal für die Bedienung der modernen Feuerlöschgeräte nur noch wenige Spezialisten benötigt werden. Da der alte Vorspannwagen „Horch“, der sich im Eigentum des Landkreises Gießen befand, den Anforderungen der Wehr nicht mehr entsprach, konnte im Jahre 1950 ein altes Fahrzeug Marke „Dodge“ aus amerikanischen Heeresbeständen erworben und als Mannschafts- und Schlauchwagen umgebaut werden. Im Jahre 1951 erfolgte die Anschaffung eines neuen Tragkraftspritzenanhängers (TSA), wodurch der Wehr nunmehr zwei voll motorisierte Löschgruppen zur Verfügung standen. Großzügig wurde am  1. und 2. September 1951 das 75jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Lich gefeiert. Gleichzeitig war damit der Kreisverbandstag der Feuerwehren des Land- und Stadtkreises Gießen verbunden. Weiterhin wurden bei diesen Jubiläumsveranstaltungen die ersten Feuerwehrleistungswettkämpfe auf Kreisebene durchgeführt, wobei die beiden Gruppen der Licher Wehr den 3. und 5. Platz belegen konnten. Die folgenden Jahre waren ausgefüllt mit dem Bestreben, die Ausbildung der Wehr zu fördern, um der Bevölkerung einen großen Schutz bei Feuersnot und sonstigen Gefahren zu gewähren. Mehrmals beteiligten sich Gruppen an den Feuerwehrleistungswettkämpfen. Allerdings nahm auch die Einsatztätigkeit zu und die Wehr bzw. einzelne Gruppen mussten bei kleinen und größeren Bränden innerhalb der Stadt Lich sowie in den umliegenden Gemeinden eingesetzt werden, zumal die Stadt Lich weiterhin Mittelpunkt des Löschbezirkes VI war. Als weiterer Schritt zur Motorisierung der Wehr erfolgte am 17. Januar 1959 die Indienststellung eines neuen Tragkraftspritzenfahrzeuges (TSF), das den alten Hydrantenwagen aus dem Jahre 1925 ablöste. Ein größerer Einsatz wurde von der Licher Löschgruppe bei der Brandkatastrophe am 8. Oktober 1959 in Bettenhausen gefordert, als 18 Wehrmänner abwechselnd 16 Stunden bei der Brandbekämpfung tätig waren. Infolge ihres hohen Alters und im Hinblick auf die zunehmenden Hochbauten innerhalb der Stadt konnte die aus dem Jahre 1905 stammende mechanische Leiter den Ansprüchen einer modernen Feuerwehr nicht mehr gerecht werden. Die Stadt Lich entschloss sich daher im Jahre 1960, eine neue, gummibereifte Anhängerleiter (AL 18) in Stahlbauweise mit einer Steighöhe von 18 Metern anzuschaffen, die im Rahmen der Abschlussübung am 16. Oktober 1960 der Wehr übergeben werden konnte. Im Zuge des Aufbaus des Zivilen Bevölkerungsschutzes wurden im Jahre 1963 der Wehr neue Aufgaben zugewiesen, und der Fahrzeugpark erhielt durch die Bereitstellung eines Löschgruppenfahrzeuges 16-TS (LF 16-TS) eine wesentliche Verbesserung, zumal dieses Fahrzeug der Wehr auch für Übungszwecke und für örtliche Einsätze zur Verfügung stand. Des Weiteren konnte im Jahre 1963 eine neue Tragkraftspritze (TS 8/8) als Ersatz für die zwischenzeitlich unbrauchbar gewordene „Bachert-Pumpe“ aus dem Jahre 1938 angeschafft werden. Bescheiden gedachte die Wehr am 15. und 16. Oktober 1966 ihres 90jährigen Bestehens. Im Rahmen einer großangelegten Abschlussübung konnte sich die Bevölkerung der Stadt Lich über die Einsatzbereitschaft der Wehr informieren. Insbesondere durfte die Wehr an diesem Tage ein neues Tanklöschfahrzeug 16/25 (TLF 16/25) in Empfang nehmen, mit dessen Indienststellung ein langer Wunsch in Erfüllung ging. Dieses Fahrzeug hat seine Bewährungsprobe dann auch bei dem Großbrand am 9. und 10. September 1967 auf dem Hofgut Kolnhausen bestanden, als durch den schnellen Einsatz dieses Fahrzeuges ein ganzer Gebäudetrakt vor dem drohenden Übergreifen des Feuers gerettet werden konnte. Das Jahr 1967 sollte allerdings nochmals zu einer harten Prüfung für die Wehr werden. Als am 24. und 25. Dezember 1967 Teile unserer Stadt von einem Hochwasser heimgesucht wurden, standen die Wehrmänner stundenlang im Einsatz, um wertvolles Volksvermögen vor Schaden zu bewahren. Die zunehmenden Gefahren in den Haushalten, Betrieben und im Straßenverkehr bedingten in den folgenden Jahren ein weiteres Ansteigen der Einsatztätigkeit der Wehr. Neben der Bekämpfung von Waldbränden, kleineren Zimmerbränden und technischen Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen musste die Wehr auch mehrmals zu größeren Gebäudebränden in den Jahren 1968, 1970, 1971, 1973 und 1974 ausrücken.

„Großfeuer äscherte Doppelscheune ein“, 19.07.1971 GAZ

Nicht nur auf dem Gebiet des Brandschutzes betätigten sich die Angehörigen der Wehr, sondern auch für den Gemeinsinn gegenüber der Stadt Lich selbst setzten sich die Wehrmänner ein. Als es galt, für die Unterbringung eines Löschfahrzeuges und eines Fahrzeuges für das Rote Kreuz zwei Großraumgaragen zu errichten, waren auch die Männer der Wehr bereit, in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz für dieses Bauwerk Eigenleistungen zu erbringen, um der Stadt Lich erhebliche Mittel zu ersparen. In gemeinsamen, auf freiwilliger Basis geleisteten 700 Arbeitsstunden wurden die beiden Garagen erstellt, die dann am 14. September 1974 ihrer Zweckbestimmung übergeben werden konnten.


Brand in Kolnhausen https://www.youtube.com/watch?v=TdVoJJj2Dsc&ab_channel=FFwLich


Gründung einer Jugendfeuerwehr in Lich

Auch der Förderung des Nachwuchses für die Wehr musste besondere Beachtung geschenkt werden. So wurde am 22. Februar 1975 offiziell eine Jugendfeuerwehr gegründet, in der eine Anzahl Jugendlicher im Alter zwischen 12 und 17 Jahren tätig ist. Nicht nur männliche Jugendliche sind hier begeistert für die Feuerwehrsache tätig, sondern auch einige Mädchen haben sich der Jugendfeuerwehr angeschlossen. Für die ersten Zusammenkünfte dieser Gruppe bauten die Angehörigen der Wehr in freiwilligen Arbeitsstunden ebenfalls einen entsprechenden Raum im alten Feuerwehrgerätehaus in der Oberstadt aus. Von besonderer Bedeutung sollte das Jahr 1975 für die Wehr werden, weil es jetzt möglich wurde, die Motorisierung der Wehr vorläufig zum Abschluss zu bringen. So konnten im Rahmen der Abschlussübung am 12. Oktober 1975 zwei neue Fahrzeuge an die Wehr übergeben werden. Während ein Löschgruppenfahrzeug LF 8 – TS von der Stadt angeschafft werden konnte, wurde aus Mitteln der Wehr ein gut erhaltenes Kabinenfahrzeug auf Opel-Blitz-Fahrgestell erworben und in etwa 500 freiwilligen Arbeitsstunden durch Mitglieder der Wehr einer technischen Grundüberholung zugeführt und so umgebaut, dass es als Zugfahrzeug für die Anhängeleiter Verwendung fand.


100jähriges Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr

Im Jahre 1976 konnte die Wehr auf ihr l00jähriges Bestehen zurückblicken. Da die Bemühungen, mit diesem Jubiläum auch den jährlichen Kreisverbandstag der Feuerwehren des Landkreises Gießen auszurichten, nicht zum Erfolg führten, entschloss sich der Vorstand der Wehr, die Jubiläumsveranstaltungen in einem angemessenen Rahmen im Zusammenhang mit dem „Licher Volksfest“ in der Zeit vom 30. Juli bis 2. August 1976 durchzuführen. Ein Kommersabend im Bürgerhaus am 30. Juli, eine große Schauübung am 31. Juli, eine umfangreiche Geräteschau am 1. August und ein gut organisierter, bunter Festzug am gleichen Tag unter Beteiligung von 30 Feuerwehren sowie aller Licher Vereine waren Höhepunkt bei dem Fest der 100 Jahre alten Freiwilligen Feuerwehr.


Neubau eines zentralen Feuerwehrgerätehauses in der Ringstraße

Durch den zwischenzeitlich vergrößerten Gerätepark der Wehr und die verkehrsmäßig ungünstige Unterbringung der Fahrzeuge an drei verschiedenen Standorten (Zwei Standorte in der Oberstadt, ein Standort am Schwanensee) ergab sich die Notwendigkeit, den Bau eines neuen, nach Möglichkeit zentral gelegenen Feuerwehrgerätehauses zu planen. Bereits bei der Aufstellung eines Flächennutzungsplanes für die Stadt Lich wurde im Jahre 1965 dem Magistrat der Stadt Lich vorgeschlagen, das Gelände hinter dem städtischen Bauhof in der Ringstraße für die Errichtung einer neuen Unterkunft für die Feuerwehr vorzusehen. Bodenuntersuchungen ergaben allerdings, dass dieses Gelände für den Bau nicht geeignet war. Nachdem es der Stadt gelungen war, ein geeignetes Gelände in der vorderen Ringstraße zu erwerben, konnte mit den Planungsarbeiten für die Errichtung des Bauwerkes begonnen werden. Die Planungsentwürfe wurden einvernehmlich mit dem Feuerwehrvorstand durch einen Bauingenieur, der heute noch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Lich ist, ohne Honorar erstellt, wodurch der Stadt Lich auch hier einige Aufwendungen erspart werden konnten. Nach Genehmigung des Raumprogramms durch die Stadtverordnetenversammlung und den Hessischen Minister des Inneren konnte am 5. Februar 1980 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Einweihung erfolgte im Rahmen der bundesweiten Brandschutzwoche am 19. September 1981 im Beisein eines Vertreters des Hessischen Innenministeriums sowie zahlreicher Abordnungen anderer Behörden und der Feuerwehren des Landkreises Gießen. Die Baukosten betrugen insgesamt 1.101.437,24 Euro (damals 2.154.224,– DM). Das Land Hessen gewährte eine Beihilfe in Höhe von 457.000,– DM und ein zinsloses Darlehen aus dem Investitionsfonds in Höhe von 204.516,75 Euro (400.000,– DM). Der Landkreis Gießen gab einen Zuschuss von 73.421.51 Euro (143.600,– DM). Der Restbetrag wurde aus Haushaltsmitteln der Stadt Lich finanziert. Mit der Gerätehauseinweihung verbunden war die Übergabe von drei neuen landeseigenen Löschgruppenfahrzeugen LF 16 – TS für den Katastrophenschutz an die Feuerwehren des Landkreises Gießen, von denen die Licher Wehr ein Fahrzeug in Empfang nehmen konnte. Das für Aufgaben des zivilen Bevölkerungsschutzes seinerzeit bereitgestellte alte LF 16 – TS wurde ausgemustert. Erstmals hatte die Wehr bei diesen Feierlichkeiten, die mit einem „Tag der offenen Tür“ am 20. September 1981 verbunden waren, auch eine Abordnung der Feuerwehr aus der französischen Partnerstadt Dieulefit (Départements Drôme) zu Gast, nachdem Kontakte über ein Partnerschaftsverhältnis mit der dortigen Feuerwehr schon einige Zeit vorher aufgenommen werden konnten. Im Jahr 1983 besuchte eine Delegation der Licher Wehr die Feuerwehrkameraden in Dieulefit und festigte damit das angeknüpfte Partnerschaftsverhältnis.


1984 bis 2011

Modernisierung und Erweiterung des Geräteparkes

Obwohl die Wehr über einen umfangreichen Gerätepark verfügte, entsprach ein Teil der alten Fahrzeuge in Bezug auf Ausrüstung und Norm nicht mehr den Festsetzungen und Anforderungen der Feuerwehr-Organisations-Verordnung. Nach dem entwickelten Investitionsplan waren die Beschaffung eines Einsatzleitfahrzeuges, eines neuen Löschgruppenfahrzeugs 16 (LF 16) mit Wassertank, sowie langfristig der Erwerb eines Hubrettungsfahrzeuges vorgesehen. Ein Einsatzleitfahrzeug ELW 1 und ein LF 16 konnten am 14. April 1984 der Wehr übergeben werden. Das im Jahr 1942 bereitgestellte und seither immer gut gepflegte leichte Löschgruppenfahrzeug (LF 8 –alt-) wurde Eigentum des Vereins „Freiwillige Feuerwehr Lich e.V.“. Ein Treffen mit Angehörigen der Berliner Feuerwehr anlässlich des Feuerwehrfestes im Stadtteil Langsdorf im Jahre 1984 führte dann zur Einleitung der Beschaffung der Kraftfahrdrehleiter DLK 23/12. Während nach dem Investitionsplan der Erwerb einer solchen Drehleiter mit einem Kostenaufwand von ca. 357.904.32 Euro (700.000,– DM) so schnell nicht zu realisieren war, bot sich nunmehr Gelegenheit, eine guterhaltene Drehleiter von der Berliner Feuerwehr käuflich zu erwerben. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung die erforderlichen Mittel für den Ankauf bewilligt hatte, konnte die Leiter von zwei Angehörigen der Wehr am 13. Oktober 1984 von Berlin nach Lich geholt werden. Nach einer Generalüberholung des Fahrgestelles einschließlich einer neuen Lackierung und nach der Abnahme durch den TÜV konnte die Drehleiter am 15. September 1985 anlässlich eines Tages der offenen Tür in Dienst gestellt werden.


Beschaffung einer Drehleiter im Jahre 1985

Bei der Beschaffung der Drehleiter und ihrer Generalüberholung zeigte sich auch hier der engagierte Wille der Bürger und der Wehrmänner, die Belastung der Stadt Lich so niedrig wie möglich zu halten. Während der Kaufpreis von der Stadt übernommen wurde, konnten durch eine Spendenaktion aus den Reihen der Bürger und verschiedener Gewerbebetriebe 12.271,01 Euro aufgebracht werden, die für die Generalüberholung und den Kauf zusätzlicher Ausrüstungsgegenstände für das Fahrzeug Verwendung fanden. Die Generalüberholung und die Neulackierung erfolgten zum größten Teil in Eigenleistung durch Feuerwehrangehörige, wobei über 2.200 freiwillige Arbeitsstunden aufgewandt wurden. Umgerechnet in Geld dürfte hierfür ein Betrag von 40.000,- Euro anzusetzen sein. Zählt man die Beträge zusammen, so ergibt sich eine Summe von etwa 80.000,– Euro, die im Verhältnis zu einem Neuanschaffungspreis sehr niedrig ist. Mit der Indienststellung der Drehleiter hat die Licher Feuerwehr zum damaligen Zeitpunkt eine optimale Fahrzeugausstattung erreicht. Sie ist dadurch in die Lage versetzt, als inoffizielle Stützpunktfeuerwehr eine schnelle und umfassende Hilfe bei Bränden und sonstigen Gefahren zu leisten.


Trennung in Verein und öffentlich-rechtlicher Teil

Während in den früheren Jahren die Freiwillige Feuerwehr auf vereinsmäßiger Basis organisiert war, wurde durch das Hessische Brandschutzhilfeleistungsgesetz vom 5. Oktober 1970 eine Trennung zwischen Verein und öffentlich-rechtlicher Tätigkeit der Feuerwehr vollzogen. Die Organisation der Feuerwehr in öffentlich-rechtlicher Hinsicht (Brandschutzbekämpfung und sonstige Hilfeleistungen) wurde Aufgabe der Stadt Lich. Sie musste in einer Satzung nach kommunalrechtlichen Vorschriften geregelt werden. Die vereinsmäßige Organisation vollzog sich jetzt nach besonderen Satzungen des Vereinsrechtes. Beide Tätigkeiten, öffentlich-rechtliche sowie vereinsmäßige, sind in der heutigen Feuerwehr allerdings so eng miteinander verbunden, dass oft eine Trennung kaum möglich ist. Soweit die Leitung der öffentlich-rechtlichen Tätigkeit und die Leitung des Vereinswesens in einer Hand liegen, ergeben sich dabei auch keine Schwierigkeiten. 18 Kommandanten bzw. Wehrführer haben sich seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lich bemüht, die aktive Wehr stets auf dem Ausbildungsstand zu halten, der für einen erfolgreichen Einsatz bei Bränden und sonstigen Hilfeleistungen erforderlich ist. Ohne die Mitwirkung aller Feuerwehrfrauen und -männer wäre ein solcher Erfolg nicht erreicht worden. Die Stadt Lich kann stolz darauf sein, in ihrer Kernstadt auch heute noch eine Feuerwehr zu besitzen, die, wie in ihrer Gründungszeit, bereit ist, mit Idealismus und Einsatzbereitschaft dem Gemeinwohl der Stadt Lich zu dienen.


Verwaltungsreform 1970 – Bildung einer Großgemeinde

Die im Zuge der Verwaltungsreform erfolgte Eingliederung von sieben früher selbständigen Gemeinden in die Stadt Lich hatte auf die Organisation des Feuerlöschwesens keinen besonderen Einfluss. Es war seinerzeit der Wille, die in den einzelnen Stadtteilen bestehenden Feuerwehren in ihrer Selbständigkeit unter der bewährten Führung der seitherigen Ortsbrandmeister zu belassen. Neugeschaffen wurde lediglich das Amt des Stadtbrandinspektors, dessen Aufgabe es ist, das Feuerlöschwesen innerhalb der Großgemeinde zu koordinieren, den Magistrat in Angelegenheiten des Brandschutzes zu beraten sowie die Belange der Feuerwehren gegenüber den Organen der Stadt Lich zu vertreten.


125jähriges Jubiläum der Licher Feuerwehr

Vom 8. bis 11. Juni 2001 feierte die Wehr ihr 125jähriges Jubiläum. Im gleichen Rahmen richtete die Freiwillige Feuerwehr Lich-Kernstadt den 55. Kreisfeuerwehrtag der Feuerwehren des Landkreises Gießen aus. Das Festwochenende startete mit einem Unterhaltungsabend im großen Festzelt auf dem Licher Zeltplatz an der Ringstraße unweit vom Feuerwehrgerätehaus. Stargäste waren die Band „Bayrische 7“ sowie die „Geschwister Hofmann“. Am Samstag stand eine hr3 Club Disco auf dem Programm. Der 55. Kreisfeuerwehrtag, am Sonntag dem 10. Juni 2001 begann mit der üblichen Kundgebung im idyllischen Schlossgarten. Der traditionelle Festzug führte durch die schöne Licher Altstadt und endete im Festzelt, wo bereits die Langsdorfer Tanzgruppe „Girls go wild“ und einige „Kühle Blonde“ warteten. Am Abend sorgte die Band „Sunbow“ mit dem heutigen Schuldirektor der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Peter Blasini, für gute Stimmung. Am Schlusstag trafen sich die Ehren- und Altersabteilungen des Landkreises Gießen zu einem gemütlichen Frühschoppen im Festzelt.


Gründung einer Minifeuerwehr in Lich

Bei der Jugendfeuerwehr gab es immer wieder Nachfragen von jungen Feuerwehrbegeisterten, die auch gerne in die Jugendfeuerwehr eintreten möchten. Da diese aber sehr oft das zehnte Lebensjahr noch nicht erreicht hatten, konnten sie aus versicherungstechnischen Gründen leider nicht Teil dieser Gruppe werden. Aus diesem Grunde und da die Erfahrung gezeigt hat, dass die Brandschutzerziehung in den Kindergärten und Grundschulen mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, hatten die Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr Lich-Kernstadt beschlossen auch eine Minifeuerwehr ins Leben zu rufen. Am Ostersamstag, den 7. April 2007 war es dann endlich soweit. Kinder zwischen sechs und zehn Jahren trafen sich zum ersten Mal im Licher Feuerwehrhaus in der Ringstraße. Der damalige Wehrführer Hans Dieter Schnepf und Jugendfeuerwehrwart Frank Egger hießen ca. 15 Kinder samt Eltern willkommen und stellten die Feuerwehr vor. Inzwischen ist die Minifeuerwehr ein fester Bestandteil der Licher Feuerwehr, der zusammen mit der Jugendfeuerwehr maßgebend zur Zukunftssicherung beiträgt.


Übergabe des Wechselladers und Einweihung der Funkzentrale

Im Beisein von Bürgermeister Bernd Klein und Kreisbrandinspektor Gert Battenfeld fand am 17. Januar 2009 die offizielle Übergabe des Wechselladerfahrzeugs (Florian Lich 1/66) und der Abrollbehälter Betreuung, Logistik und Mulde an Stadtbrandinspektor Marco Römer und dem damaligen Wehrführer Günter Stein im Feuerwehrgerätehaus statt. Zugleich erfolgte die Einweihung der neuen Funkzentrale, die auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde. Durch die Umbauarbeiten entstanden zwei getrennte Räume, einem mit zwei Arbeitsplätzen ausgestatteten Funkbereich und einem Besprechungsraum für die „Technische Einsatzleitung Lich“.

2012 bis heute

Indienststellung des neuen Hilfeleistungslöschfahrzeuges

Bis zum 15. März 2012 mussten die Mitglieder der Licher Einsatzabteilung warten bis das neue Allroundfahrzeug der Wehr in den Einsatzdienst ging. Bereits am 9. März 2012 hatte eine Abordnung das HLF 20/16 vom Herstellerwerk der Firma Rosenbauer in Leonding (Oberösterreich) nach Oberhessen überführt. Bei Rosenbauer hatte man eine intensive technische Einweisung erhalten. Der Mercedes Atego mit einem feuerwehrtechnischen Aufbau AT 3 der Firma Rosenbauer, Österreich im Wert von ca. 300.000,- Euro ersetzte ein Löschgruppenfahrzeug das inzwischen 28 Jahre alt war. Seitens des Landes Hessen wurde ein Zuschuss in Höhe von 86.000,- Euro gewährt, so dass sich die Anschaffungskosten für die Stadt Lich entsprechend reduzieren. Das Fahrzeug ist bestens dazu geeignet, alle denkbaren Einsatzsituationen wie Verkehrsunfälle, Unwettereinsätze und natürlich Brandeinsätze meistern zu können.


Notstrom-Großaggregat in Lich stationiert

Am 6. Dezember 2012 fuhren Vertreter des Landkreises Gießen und der Freiwilligen Feuerwehr Lich-Kernstadt mit dem Wechselladerfahrzeug nach Kassel. Beim Hersteller der Großaggregate, der Firma POLYMA Energiesysteme GmbH, erhielten die Licher Feuerwehrangehörigen eine kurze Einweisung. Das Notstrom-Großaggregat hat eine Leistung von 250 kV/A, die von einem 6-Zylinder-Volvo-Reihen-Dieselmotor mit 217 kW (295 PS) erzeugt wird. Zur großräumigen Ausleuchtung von Einsatzstellen bei Großschadensereignissen des Brand- und Katastrophenschutzes steht ein auf neun Meter Höhe ausfahrbarer pneumatischer Lichtmast zur Verfügung. Zweck der Anschaffung von 26 Großaggregaten, für die das Land Hessen insgesamt 3,2 Millionen Euro aufbringen muss, soll die Aufrechterhaltung kritischer Infrastrukturen bei einem Stromausfall in den Landkreisen und kreisfreien Städten sein. Besonders wichtige Einrichtungen sollen für Bürgerinnen und Bürgern bei einem Ausfall mit Hilfe der Großaggregate des Hessischen Katastrophenschutzes mit Strom versorgt werden. Krankenhäuser, Dialysenzentren oder Großtankstellen sollen so funktionsfähig bleiben.


Auflösung der Musikkapelle 2013

Nachdem die Aktivitäten der Licher Feuerwehrkapelle bereits fünf Jahre ruhten, löste Hermann Freund, langjähriges Mitglied und Leiter des Orchesters, die Kapelle im Jahr 2013 auf. Es fehlte seit langem der Nachwuchs und als der Umbau des Feuerwehrhauses anstand, musste auch der Raum der Feuerwehrkapelle weichen. Die Instrumente wurden an Musikzüge in der Region veräußert. Nicht nur im Rahmen von Feuerwehrveranstaltungen trat die Kapelle auf, auch in Übersee stellten die Musiker ihr Können unter Beweis. Verstärkt mit Musiker anderer Vereine präsentierte sich die Kapelle als Licher Tourorchester in Kanada, den USA und Südafrika.


Fünfter Abrollbehälter ergänzt Fuhrpark – AB-Wasser im Einsatzdienst

Seit Mitte des Jahres 2014 ergänzt ein fünfter Abrollbehälter den Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Lich (Kernstadt). Dabei handelt es sich um einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern. Einsatzstellen, bei denen keine ausreichende Menge an Löschwasser zur Verfügung steht (z.B. Waldbrand oder Autobahneinsätze) oder die Herstellung einer festen Wasserversorgung längere Zeit in Anspruch nimmt, könnte der Behälter zum Einsatz kommen. Der AB-Wasser ist in der neu angebauten Fahrzeughalle in Tor 9 untergebracht.


An- und Umbauarbeiten am Feuerwehrhaus abgeschlossen

Ende Januar 2015 sind umfangreiche An- und Umbauarbeiten am Feuerwehrhaus in der Ringstraße abgeschlossen worden. Im Oktober 2012 hatte der damalige hessische Innenminister Boris Rhein einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 140.000,- Euro an die Stadt Lich übergeben. Inzwischen stehen der Freiwilligen Feuerwehr Lich-Kernstadt neben einer großen Lagerhalle zwei zusätzliche Fahrzeughallen zur Verfügung. Die Abrollbehälter „AB-Wasser“ und „AB-Notstrom“ werden dort für Einsätze vorgehalten. Aus dem ehemaligen Schulungstrakt entstanden Umkleideräume für die Einsatzabteilung sowie Mini- und Jugendfeuerwehr, Küche und Lehrmittelraum. Im Anbau direkt an der Ringstraße befinden sich jetzt der neue Schulungsraum und ein Jugendraum, den Feuermäuse und Jugendfeuerwehr gemeinsam nutzen. Die Investitionskosten der Stadt Lich belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro.


Indienststellung des neuen Staffellöschfahrzeuges 20/25

Am 17. Oktober 2018 überführte eine Abordnung der Licher Feuerwehr das neue Löschfahrzeug vom Herstellerwerk der Firma Rosenbauer in Luckenwalde (Brandenburg) nach Lich.  Die offizielle Indienststellung des Nachfolgers des TLF 16/25 erfolgte am 21. Oktober 2018. Der Fahrzeugbeschaffung waren viele intensive Sitzungen der Arbeitsgruppe und Besuche anderer Feuerwehren vorausgegangen. Der Mercedes Atego 1530 mit einem feuerwehrtechnischen Aufbau AT 4×4 der Firma Rosenbauer im Wert von ca. 340.000,- Euro ersetzte ein Tanklöschfahrzeug das inzwischen  27 Jahre alt war. Seitens des Landes Hessen wurde ein Zuschuss in Höhe von 75.000,- Euro gewährt, so dass sich die Anschaffungskosten für die Stadt Lich entsprechend reduzierten. Der 220 kW starke Florian Lich 1/40 ist bestens dazu geeignet, alle Arten von Bränden zu bekämpfen.

Text:
Rudolf Gräf (ehemaliger Wehrführer und Stadtbrandinspektor) und Andreas Kunz (1. Schriftführer)

Kommandanten und Wehrführer

Name Zeitraum
1876 bis 1887
Karl Schön
1888 bis 1980
Heinricht Keck
1891 bis 1893
Peter Märle
1894 bis 1905
Emil Zimmer
1906 bis 1911
Christian Vater I.
1912 bis 1919
Christian Albohn
1920 bis 1935
Philipp Heinricht Findt II.
1931 bis 1937
Christian Albohn
1935 bis 1937
Christian Zimmer
1937 bis 1944
Heinrich Erb
1944 bis 1952
Karl Ludwig Eise
1952 bis 1958
Reinhard Pappe
1958 bis 1983
Rudolf Gräf
(zugleich Stadtbrandinspektor)
1983 bis 1998
Klaus Zeiger
(zugleich Stadtbrandinspektor)
1998 bis 2008
Hans-Dieter Schnepf
2008 bis 2012
Günter Stein
2012 bis 2015
Stefan Alborn
seit 2015
Christian Stein